Armand Charlet, der von allen als der begabteste Bergführer seiner Generation anerkannt wird, nimmt jede Herausforderung, die ihm die Alpen stellen, mit Bravour an. Er zähmt dieAiguille Verte und die Aiguilles du Diable und segelt von Premieren zu unglaublichen Heldentaten, an den Flanken des Mont-Blanc wie an der Pforte zum Himmel. Ich lade Sie ein, die Geschichte von Armand Charlet, das Porträt eines legendären Bergführers, zu entdecken.
Armand Charlet: Die Geburt eines legendären Reiseführers
Armand Charlet erblickte am 9. Februar 1900 in Argentière das Licht der Welt. Im Tal von Chamonix beugten sich die Felsnadeln verheißungsvoll über seine Wiege. Als unvergleichlicher Gletschermacher und bemerkenswerter Felsarbeiter hatte der junge Bergbewohner alle Talente. Sein Gespür für das Gelände, sein Selbstvertrauen und seine Beweglichkeit machen ihn schnell zu einem virtuosen Bergsteiger. Er ist ein wahres Wunderkind des Hochgebirges und wird zum Führer, nach dem alle verlangen.

Sehr schnell misst er sich mit den unerreichbarsten Alpengipfeln. Sein Herz schlägt im Rhythmus seiner Überquerungen. Die Alpen und ihre Gipfel sind für sein Glück und sein Gleichgewicht unerlässlich. Er ist so wagemutig, dass er manchmal bedauert, nicht genügend Kunden seiner Größe zu treffen. Im direkten Kontakt mit dem Fels vervielfacht er seine Akrobatik in einer Zeit, in der Bohrhaken noch selten sind. Im Laufe der Jahre machte er 3000 Aufstiege und führte mehr als 1200 Kunden ins Hochgebirge. Rekorde säumen seinen fabelhaften Lebensweg. Armand Charlet bestieg die Aiguille Verte mehr als 100 Mal und eröffnete dort 7 neue Routen. Und zu seinen größten Erfolgen gehört, dass er als Erster die gefürchteten Aiguilles du Diable bezwingt.
Armand Charlet und die Aiguille Verte: Faszination eines Mannes für das Hochgebirge
Armand Charlet hegt eine tiefe und unerschütterliche Bewunderung für dieAiguille Verte. Eine unerschütterliche Verbundenheit, eine Besessenheit in jedem Augenblick verbindet den Bergführer mit diesem Gipfel. Als Schutzfigur des Dorfes Argentière und als Fackel, die den Himmel über Chamonix erhellt, inspiriert die Aiguille Verte den Bergsteiger seit seinen ersten Tagen. Sie verlangt von den Männern, die davon träumen, sie zu bezwingen, eine perfekte Beherrschung der alpinen Techniken und Gewandtheit unter allen Umständen. Die Prüfung ist schrecklich, die Gefahren sind ständig vorhanden. Aber wenn es ihnen gelingt, den Gipfel in 4122 m Höhe zu erreichen, eröffnet er ihnen den Weg zur Erfüllung.

Armand Charlet weiß es, er spürt es, er ist seit jeher begierig darauf. Die Aiguille Verte ist seine Muse, sein Lebensatem. Am 22. September 1924 machte er sich mit Georges Charlet und Georges Simond auf, den Berg zu besteigen. Auf der von Edward Whymper 1865 eingeweihten Normalroute steigen die Bergsteiger vom Glacier de Talèfre zur Aiguille du Jardin auf. Am Fuße des großen westlichen Gendarmen der Aiguille du Jardin beschließen sie, die Hauptroute zu verlassen und sich weiter rechts auf eine unerforschte Passage zu begeben. Der Berg, der über ihre Kühnheit erstaunt war, fügte ihnen die Überquerung von Eisschloten zu. Doch die Männer blieben hartnäckig und erreichten die Felsbänder, die sie über den großen westlichen Gendarmen hinaus führten. Sie haben soeben den Pass überquert, der den Ruhm unseres Führers begründen wird. Der Col Armand Charlet, der die Aiguille du Jardin mit der Grande Rocheuse und der Aiguille Verte verbindet. Nun müssen sie nur noch den Grat des Jardin bis zum Gipfel der Aiguille Verte begehen.
Am 21. September 1926 eröffnete Armand Charlet den Westgrat der Aiguille Sans Nom, bevor er die Überquerung dieser Nadel bis zur Aiguille Verte vollzog. Seine bemerkenswerteste Erstbegehung gelang ihm jedoch 1928. Zusammen mit Camille Devouassoux bezwang er die Aiguille Verte über die Seite Nant Blanc der Aiguille Sans Nom. Ihr Abenteuer beginnt unter dem Col des Drus. Ein Hindernis reiht sich an das andere. Angesichts ihres Mutes ist der Berg unerbittlich. Armand Charlet widmet diesem Rennen seine ganze Energie. Wütend, entschlossen und stärker als je zuvor, entreißt er der gnadenlosen Natur jeden Schritt. Eis, Felsen, alles widersetzt sich seinem Sieg. Mit Steigeisen an den Füßen klettert er sogar auf den Kopf seines Freundes, um an Boden zu gewinnen. Und als sie schließlich den Gipfel der Aiguille Verte betreten, sind sie völlig erschöpft. Armand Charlet wird später zugeben, dass er hier an seine eigenen Grenzen gestoßen ist. Aber er strahlt und ist der glücklichste von allen. Sein Coup hallt durch die Alpen und wird für lange Zeit die Geschichte des Bergsteigens prägen.
Am 1. Juli 1932 eröffnete Armand Charlet an der Seite von Marcel Couturier und Jules Simond die Route zur Aiguille Verte über den Couturier-Korridor. Und am 22. August 1935 eröffnete der Bergsteiger zusammen mit Dimitri Platonov die direkte Route Charlet Platonov, die vom Hang Nant Blanc zum Gipfel der Aiguille Verte führt. Der König der Bergführer von Argentière bestieg seinen Lieblingsberg im Laufe seines Lebens rund hundert Mal. Mit demselben Willen und einer immer wiederkehrenden Freude. Auf seinen Kämmen begangen er 14 Routen und eröffnete 7 davon. Doch er blieb keineswegs auf diesem hohen Gipfel stehen, sondern pflegte die Kunst des Bergsteigens auch auf vielen anderen Gipfeln des Mont-Blanc-Massivs.
Armand Charlet und die Aiguilles du Diable: Bergsteigen auf dem Höhepunkt seiner Kunst
Am 13. August 1923 musste Armand Charlet hilflos mit ansehen, wie Henri Bregeault, Paul Chevalier und Jacques de Lépiney die Pointe Carmen eroberten. Ein Dorn im Auge unseres Bergsteigers, der sich schwor, als Erster alle anderen Gipfel der Aiguilles du Diable zu bezwingen. Am 8. Juli 1925 ist für ihn die Zeit gekommen, sein Versprechen zu halten. Armand Charlet und Antoine Ravanel, die von ihrem Kunden Émile-Robert Blanchet auf Erkundungstour geschickt wurden, machten sich auf den Weg zu den Aiguilles du Diable, den östlichen Ausläufern des Mont Blanc du Tacul, die die Fantasie aller Bergsteiger beflügeln. Als plötzlich der Isolée ihren Blick auf sich zieht. Wie ein Speer, der in den Himmel gerichtet ist, fordert sie die Bergführer heraus, sie zu erreichen. Also klettern sie hinauf und überqueren ihre schwindelerregenden Wände. Sie trotzen den Naturgesetzen, klettern über einen beeindruckenden Felsüberhang und erreichen den Gipfel der Isolée ohne die Hilfe von Haken oder Nagelschuhen. Und als sie am 14. Juli ihren Klienten auf diese Landspitze führten, war dieser verständlicherweise genervt, weil er nicht der Erste war, der seinen Fuß darauf setzte.
Die Aiguilles du Diable überließen Armand Charlet eine nach der anderen. Am 1. September 1925 gelang ihm an der Seite von Antoine Ravanel und seinem treuen Kunden Jean Chaubert die Erstbesteigung der Pointe Chaubert und des Corne du Diable. Am 27. Juli 1926 gelang ihm die Erstbesteigung der Pointe Médiane in Begleitung von Jean Devouassoux, Émile-Robert Blanchet und Jean Chaubert, was den Aiguilles du Diable den Gnadenstoß versetzte.
Die Aiguilles du Diable sind nun erobert, was Armand Charlet auf den Gipfel seiner Karriere katapultiert. Doch seine Leistung hinterlässt bei ihm ein Gefühl des Unvollendeten. Tief in seinem Inneren weiß er, dass ihm noch eine weitere Leistung bevorsteht. Die Überquerung der fünf Zacken als Endpunkt eines außergewöhnlichen Abenteuers. Am 4. August 1928 machte er sich in Begleitung von Georges Cachat, Miss Myriam O'Brien und Robert L.M. Underhill auf den Weg zu diesem gefährlichen Rennen. Vom Corne du Diable aus erreichten sie die Pointe Chaubert, die Pointe Médiane und die Pointe Carmen, um schließlich die Isolée oder Pointe Blanchet zu erreichen, die in 4114 m Höhe an den Flanken des Mont Blanc du Tacul gipfelte. Armand Charlet jubelt, sein Triumph ist vollkommen. Für immer wird sein Name mit der wundersamen Geschichte der Aiguilles du Diable verbunden sein.
Armand Charlet gelangen noch viele weitere Erstbesteigungen der Alpengipfel. Diese unvergänglichen Touren machten den Bergsteiger zum Meister des Mont-Blanc. Im Hochsommer und im Winter unternimmt er zahlreiche Überquerungen. Von den Aiguilles Rouges zum Mont Dolent, von der Dent du Géant bis zur Aiguille du Plan oder von der Aiguille du Grépon bis zur Aiguille de Bionnassay durchstreift er die Bergkämme auf der Suche nach Rekorden. Und alle Berge von Chamonix verkünden noch heute die Größe dieses Mannes, der sie so sehr liebte.
Steckbrief von Armand Charlet: König der Bergführer
Armand Charlet war seit 1925 Mitglied der Groupe de haute montagne (GHM) und beteiligte sich 1946 an der Gründung des nationalen Bergführerverbands SNGM (Syndicat national des guides de montagne). Er war stark in das Leben im Tal von Chamonix eingebunden und trug zur Professionalisierung des Bergführerberufs bei. Als Lehrer an der École nationale de ski et d'alpinisme (ENSA) war er ab 1945 deren technischer Leiter. Er setzte sich für die Aufwertung des Bergführerberufs ein und arbeitete an der Entwicklung einer umfassenden und einheitlichen Ausbildung für alle. So wurde 1948 an der ENSA das nationale Diplom für Bergführer eingeführt. Armand Charlet unterrichtete den Beruf des Fremdenführers mit großer Strenge. Als kompromissloser, aber von allen respektierter Lehrer vermittelt er die Werte des Alpinismus. Diese Werte verkörpert er besser als jeder andere.
Armand Charlet: Eine alpine Berufung
Als leidenschaftlicher Verfechter der Alpen trägt Armand Charlet dazu bei, dass diese in der Kunst des Films und der Literatur ins rechte Licht gerückt werden. Er spielte in zahlreichen Bergfilmen mit und wurde 1942 der Held in Marcel Ichacs Film À l'assaut des Aiguilles du Diable. Damit gibt er dem Zuschauer die Chance, an seiner Seite die Wiederholung seiner ersten Überquerung der Aiguilles du Diable 14 Jahre zuvor zu erleben. Atemberaubende Bilder, eine wunderschöne Landschaft und eine neue Heldentat für diesen bereits zur Legende gewordenen Bergsteiger.
Armand Charlet drückte auch der Literatur seinen Stempel auf. In seiner Autobiografie Vocation alpine erzählt er von seiner Jugend und seinen ersten Schritten auf den Gipfeln des Mont-Blanc. Und der Leser fliegt an seiner Seite zwischen Himmel und Erde, wobei er auch hier die unvergessliche Erfahrung seiner Überquerung der Aiguilles du Diable im Jahr 1928 macht.

Zu Ehren seiner Heldentaten, seiner Karriere und seiner bedingungslosen Liebe zu den Alpen erhielt Armand Charlet zahlreiche Auszeichnungen. Der Offizier der Ehrenlegion und mehrfache Medaillengewinner für seine Tätigkeit als Bergführer und Bergretter starb am 28. November 1975 in Argentière. Als Kind des Chamonix ruht er dort unter dem wohlwollenden Blick all der Berge, die seinen Ruhm begründeten.Armand Charlet ist eine herausragende Figur des Alpinismus und einer der brillantesten Bergführer des 20. Jahrhunderts. Er war ein außergewöhnlicher Bergsteiger, der das Hochgebirge mit Leib und Seele verteidigte. Ein legendärer Mann, dessen Name für immer mit den Gipfeln des Mont-Blanc, der Aiguille Verte und, mehr als jeder andere, den Aiguilles du Diable verbunden sein wird.