1942 beleuchtete Roger Frison-Roche in seinem berühmten Roman Premier de cordée den Beruf des Bergführers. Die Welt entdeckte damals das außergewöhnliche Können dieser Passüberquerer, die bis dahin im Schatten der höchsten Gipfel geblieben waren. Ich erzähle Ihnen hier die Geschichte der Hüter der Alpen, der kampferprobten Virtuosen des Bergsteigens.
Die Hüter der Alpen : Passüberquerer von der Antike bis zur Renaissance
Seit den frühesten Zeiten wenden sich Armeen an die Bergbewohner, um sie durch die Windungen dieser feindseligen Orte zu führen. Das Überqueren von Pässen ist eine Notwendigkeit, wenn man überleben und die Schlacht gewinnen will. Von Alexander dem Großen bis Hannibal loben die antiken Eroberer regelmäßig die Kühnheit und den Mut der Fährleute, die sie auf dem Weg zum Sieg geführt haben.
Im Mittelalter und in der Renaissance nahm der Waren- und Personenverkehr zu. Reisende, Händler und Pilger baten die örtlichen Führer das ganze Jahr über um Hilfe. Auch Saisonarbeiter benötigten ihre Hilfe, um im Frühjahr und Herbst in die fruchtbaren Täler und zu ihren Bauernhöfen zu gelangen. Hirten, Jäger, Kristallzüchter und andere Vertraute des Hochgebirges werden so zu wertvollen und unverzichtbaren Verbündeten in einer Zeit, in der der alpenquerende Verkehr immer mehr an Bedeutung gewinnt.
In den Alpen nehmen diese Fährleute dann den Namen "Marrons" an, was im Niederlateinischen "die, die vorangehen, die den Weg zeigen" bedeutet. Im Laufe der Jahre gewinnen die Marrons an Erfahrung, ihre Ausrüstung wird weiterentwickelt und ihre Technik verbessert sich. Die Aufgaben, die ihnen anvertraut wurden, wurden vielfältiger und sie überquerten nicht nur die Pässe, sondern kamen auch verirrten Reisenden zu Hilfe und brachten die Leichen von Unglücklichen zurück, denen der Berg zum Verhängnis geworden war. Die Bergführer entwickelten sich von einfachen Fährmännern zu wichtigen Akteuren des Alpenlebens. Doch das unvergleichliche Können dieser Hüter der Alpen wird noch immer kaum anerkannt.
Hüter der Alpen : Beleuchtung von Bergführern im 18. Jahrhundert
Erst im 18. Jahrhundert begann sich die Tätigkeit der Bergführer zu professionalisieren. Zu dieser Zeit richtete die wissenschaftliche Welt einen neuen Blick auf die Alpen und ihre Bergmassive. Es war die Zeit der großen Expeditionen und der Eroberung unerforschter Gipfel gekommen. Die Berge stehen im Rampenlicht und ziehen Abenteurer an, die auf der Suche nach Heldentaten sind. Die kolossalen und wilden Alpen öffnen ihre Wege für immer mehr Bergsteiger. Diese Erstbesteiger sind natürlich auf die Dienste robuster Bergsteiger, Brauner und Bergführer aus den Tälern angewiesen.
Dies ist die Gelegenheit für die Bergführer, die seit Generationen auf diese Weise ihr Brot verdienen, auf sich aufmerksam zu machen. Die Tätigkeit des Bergführers ist dabei, aus dem Familienkreis herauszutreten und sich zu einem eigenständigen Beruf zu entwickeln. Um Hüter der Alpen zu werden, braucht man noch kein Diplom. Die angehenden Bergführer werden vor Ort durch Kooptation rekrutiert und müssen körperliche Qualitäten mit einer guten Kenntnis der zu besteigenden Gipfel kombinieren. Während ihrer Ausbildung werden sie dann zu Trägern.
Doch es ist der 8. August 1786, an dem sich das Schicksal ihres Berufsstandes wendet. An diesem Tag gelang Michel Paccard das Kunststück, zum ersten Mal den Gipfel des Mont Blanc zu erreichen. Er verdankt den Erfolg dieser Besteigung seinem Bergführer Jacques Balmat, der ihm zur Seite stand. Ein Jahr später bestieg Horace Bénédict de Saussure, ein Naturforscher, der als einer der Gründerväter des modernen Alpinismus gilt, den Mont Blanc. Indem er dort die erste Berechnung seiner Höhe vornahm, verschaffte er dem Hochgebirge und den Bergführern, die ihn bei diesem Abenteuer begleiteten, eine völlig neue Sichtbarkeit.
Jahrhundert in den Alpen : Entstehung der Compagnie des guides de Chamonix
Jahrhundert strömten die Besucher in die Alpen, angezogen von der Pracht der Berge und Gletscher dieser außergewöhnlichen Region. Die einheimischen Bergführer spielen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der Wirtschaft in den Tälern und der Vermittlung der alpinen Kultur. Doch die Geschichte, um den Weg zu ebnen, ist manchmal sehr grausam. Und dieses Mal verdanken die Bergführer ihren Aufstieg dem plötzlichen Verschwinden von drei der ihren. Am 20. August 1820 wurden Auguste Tairraz, Pierre Balmat und Pierre Carrier von einer Lawine mitgerissen, als sie ihre Kunden auf den Gipfel des Mont Blanc begleiteten. Es handelte sich dabei um den ersten tödlichen Unfall in der Geschichte an den Hängen des Daches von Europa.
Infolge dieser Tragödie wird ein Solidaritätsfonds eingerichtet, um den trauernden Familien zu helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Außerdem wurde die Regel eingeführt, dass die Arbeit unter den Guides gerecht aufgeteilt werden sollte. Auf den Prinzipien der Gleichheit und Solidarität basierend, wurden die Hilfskasse und die Tour de rôle ins Leben gerufen. Ermutigt durch diesen innovativen Elan wurde 1821 die Compagnie des guides de Chamonix gegründet. In den Alpen beginnt eine neue Ära, die von ihren Hütern getragen wird, die freiwilliger sind als je zuvor. Als erste Bergführergesellschaft der Welt zählte sie damals 34 Mitglieder, darunter den inzwischen berühmten Jacques Balmat. Es folgten die Société des guides de Courmayeur, die 1850 gegründet wurde, die Compagnie de Saint-Gervais-les-Bains im Jahr 1864 und natürlich die Société des guides du Cervin, die 1865 gegründet wurde.
Die Begeisterung für das Hochgebirge wuchs und wuchs. Viele Gipfel der Alpen waren noch unerforscht und der Wettlauf um die ersten Gipfel war in vollem Gange. In diesem goldenen Zeitalter des Bergsteigens wurden moderne Helden geboren, die ihren Erfolg der Professionalität und dem Mut ihrer Bergführer verdankten. Zu den berühmtesten Seilschaften gehört die von Edward Whymper und seinem Bergführer Michel Croz, die heute als Legende gilt. 1865 war für sie das Jahr, in dem sie die größten Freuden und die größten Schmerzen erlebten. Nach der erfolgreichen Erstbesteigung der Grandes Jorasses und des Matterhorns kam Michel Croz beim Abstieg von dieser legendären Expedition ums Leben. Er zeigt damit die Widersprüche einer großzügigen und unerbittlichen Bergwelt auf, die dem Menschen die Chance bietet, das Unvergessliche zu erleben, und gleichzeitig von ihm die vollste Hingabe verlangt.
Die Geschichte der Bergführer: Im 20. Jahrhundert, die Zeit der Professionalisierung
Der Beruf des Bergführers ist heute besser geregelt. Aber er wird immer noch im Gelände erlernt und die durch Kooptation ausgewählten Auszubildenden tragen weiterhin an der Seite ihrer älteren Kollegen, bis sie bereit sind, das Seil zu halten. Seit seiner Gründung im Jahr 1874 beschloss der französische Alpenverein, den Bergführern Zertifikate auszustellen, die ihre Fähigkeiten belegen. Es dauerte jedoch bis 1946, bis die Nationale Ski- und Bergsteigerschule (ENSA) unter Chamonix gegründet wurde, die den zukünftigen Bergführern eine echte Berufsausbildung ermöglichte. Der Beruf stand nun allen offen. Wer sich als Bergführer bewerben möchte, muss eine Probeprüfung bestehen, bevor er an der ENSA unterrichtet werden kann. Nach Abschluss der Ausbildung erhalten sie ein staatliches Diplom für Bergsteiger und Hochgebirgsführer.
Der Beruf des Bergführers öffnete sich von nun an für alle, die sich für das Hochgebirge begeisterten, unabhängig davon, ob sie aus den Alpentälern stammten oder nicht. Roger Frison-Roche wurde 1930 als erster Bergführer aus dem Ausland in die "Compagnie des guides" auf Chamonix aufgenommen. Die Praktiken wurden vielfältiger, der Kundenkreis größer. Und die Bergführer, die früher nur die Alpen bewachten, wurden zu Botschaftern der Welt der Höhen. Jeden Tag tragen sie dazu bei, das Erbe eines alten Wissens und die Werte einer Kultur weiterzugeben. Auch die Bedeutung dieses so wertvollen und zerbrechlichen Ökosystems, das sich über die Grenzen der Menschen hinaus erstreckt.
Frankreich ist in diesem Bereich ein Vorbild für die Welt und viele Länder nehmen sich ein Beispiel daran, wie sie den Beruf des Bergführers organisieren. Professionelle Bergführer wagten sich auch über die Grenzen der Alpen hinaus. Im Jahr 1950 gelang Louis Lachenal und Maurice Herzog im Rahmen einer Expedition, an der auch Lionel Terray und Gaston Rébuffat teilnahmen, die Erstbesteigung des Annapurna. Frankreich war damit die erste Nation, die einen Gipfel von über 8000 m Höhe bestieg.
Dank des Aufschwungs des Wintertourismus seit Mitte des 20. Jahrhunderts haben Bergführer die Möglichkeit, ihren Beruf das ganze Jahr über auszuüben. Bergsteigen oder Skitouren, Eisklettern oder Canyoning, ihre Tätigkeiten werden immer vielfältiger. Die Bergführer tragen nicht nur zur Attraktivität der Alpentäler und -gipfel bei, sondern spielen heutzutage auch eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Alpen und der Weitergabe ihrer Erinnerung. In der Dämmerung des ewigen Schnees haben sich die Hüter der Alpen in Schutzengel dieser meisterhaften Berge verwandelt.