Diese Schwarz-Weiß-Fotografie enthüllt den Ago di Sciora in seiner ganzen wilden Pracht. Dieser Monolith in den Bergeller Alpen ragt in 3204 Metern Höhe in den Himmel, wie ein von der Zeit geschliffener Rohjuwel in den Schweizer Graubünden . Ich habe sie in dem Moment eingefangen, in dem der Berg den Nebel durchbricht, nachdem ein Wintersturm über ihn hinweggefegt ist und ihn mit einer Schneedecke überzogen hat.

Diese kühne Nadel hat mich schon immer mit ihrer einzigartigen und erkennbaren Silhouette fasziniert. Seit Jahren hielt ich Ausschau nach ihr und wartete geduldig auf den Moment, in dem sie ihr dramatischstes Gesicht zeigen würde. Die Natur erfüllte mir schließlich an diesem außergewöhnlichen Tag meinen Wunsch, als die Wolken aufrissen und diesen fast mystischen Anblick des Ago di Sciora freigaben. Das Spiel von Licht und Schatten an seinen schwindelerregenden Wänden schafft eine dramatische Textur, die wie von den Elementen geformt wirkt. Seine scharfe Spitze zerreißt mit seinem mächtigen Fels den Himmel, während der Schnee die Unebenheiten seiner steilen Flanken nachzeichnet. Was mich erschüttert, ist die Fähigkeit dieses Berges, gleichzeitig ewig und vergänglich zu erscheinen. Ewig durch seine unerschütterliche Masse, die den Jahrhunderten trotzt, vergänglich durch den Schleier aus Schnee und Nebel, der sein Aussehen zu jeder Jahreszeit und zu jeder Stunde verwandelt. Die Ago di Sciora behauptet sich, königlich und unbeugsam, mit kaiserlicher Haltung aus den Wolken sprießend. In seiner scheinbaren Einfachheit verbirgt das Porträt eine unendliche Komplexität von Texturen und Nuancen, die die Seele dieser Wächterin der Graubünden offenbaren.