Wenn das Matterhorn der Herrscher der Alpen ist, dann ist die Aiguille Verte ihre Königin. Die 4122 Meter hohe Pyramide aus Fels und Eis im Mont-Blanc-Massiv beherrscht den Horizont, unerreichbar und schwindelerregend. Diese vertikale Schwarz-Weiß-Fotografie stellt die Nordseite des Berges in den Mittelpunkt, die sich über dem Becken von Argentière erhebt. Am unteren Ende seines Hängegletschers verbindet der Grat von Grands Montets die kleine Aiguille Verte mit ihrem Gipfel. Auf der linken Seite führt der Grat von Jardin zum Grande Rocheuse, der 4102 m hoch ist. Auf der rechten Seite erreicht der Grat ohne Namen die Pointe Croux mit ihren beiden charakteristischen Gipfeln. Die Aiguille Verte inspiriert seit jeher sowohl die Bewohner von Chamonix als auch die großen Reisenden. Edward Whymper war der erste, der sie bestieg, und hinterließ seinen Namen für den Whymper-Couloir, den einfachsten Weg zum Gipfel.

Mit dieser Fotografie wollte ich das verschwenderische Charisma dieses Berges hervorheben, der nur bei optimalen Schneebedingungen bestiegen werden kann. Ich entschied mich dafür, die Aiguille Verte von einer wenig bekannten, wilderen und raueren Seite zu zeigen. Geschmückt mit einem wunderschönen Hängegletscher, ist diese Seite für mich die schönste. Das Werk zeugt von der Vertikalität des Couturier-Korridors, der die Nordwand bis zum Gipfel des Berges hinaufführt. Eine anspruchsvolle Tour, die nur erfahrenen Bergsteigern vorbehalten ist.

Die Aiguille Verte wird hier nach einem Sturm wiedergeboren. Die aufreißenden Wolken lüften den Schleier über der Tiefe des Abgrunds, der den Berg überragt. Das durch eine Nebelhalo gedämpfte Licht enthüllt die Macht des Gipfels durch silberne Farbtöne. Die Elemente vereinen sich, um dem Bild eine spektakuläre Tiefe zu verleihen. Ich wollte die Unermesslichkeit seiner Eiskappe hervorheben, einen dicken Panzer, dessen atemberaubende Vertikalität durch ein Spiel der Perspektiven sublimiert wird. Denn das ist die Herausforderung. Mit meinem fotografischen Auge den Ort zu finden, von dem aus die Berge am beeindruckendsten erscheinen. So kann ich mit meiner Kunst ihre ewige Schönheit würdigen.