Flüchtige Pracht auf dem Gipfel der Berner Alpen. Die Blüemisalp erhebt sich aus dem Nebel, während in der Ferne der Mönch und die Jungfrau aufragen. Ich habe dieses Schwarzweißfoto gemacht, als der Sturm auf die Berge traf. Die Wolken hängen noch immer in der Luft und werden von den Winden weggefegt. Die Gipfel reihen sich aneinander und verleihen dem Bild Tiefe.

Das Werk ist abstrakt, fulminant und leuchtend. Ich liebe die sanften Silbertöne, die dunstige Schönheit der Wolken und den kristallklaren Reif der Felsen. Der Berg lässt sich eher erahnen als aufdrängen. Es bleibt unserer Vorstellungskraft überlassen, seine Umrisse zu erkunden. Man stellt sich seine Größe und die Schönheit der Landschaften vor, die er überragt. 2000 Meter weiter unten erstreckt sich der Oeschinensee. Er gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe und gilt als der schönste Bergsee der Alpen. Doch im Moment ragen nur die hohen Gipfel aus dem Nichts heraus.

Diese bezaubernde Fotografie propagiert die Ästhetik des Nichts oder des Wesentlichen. Der Schnee, der vom Wind geformt wird, der Fels, der vom Eis sublimiert wird. Wenn der Mensch sich in dieses himmlische Reich begibt, kehrt er verändert zurück, genährt von Größe und Gelassenheit. Dieses Porträt der Blüemisalp lädt uns zur Kontemplation, zur Interpretation, zum Träumen und zum Seelenfrieden ein. Ein eingefrorener Augenblick, der ewig zu sein scheint, obwohl er es nicht ist. Denn ein Bruchteil einer Sekunde reicht aus, um alles zu verändern, im Hochgebirge wie im Tal.