Der Biancograt gehört zu den mythischen Graten der Schweizer Alpen und ist einer der ästhetischsten des Kantons Graubünden.

Nach einem langen und meditativen Anmarsch begeben sich die Bergsteiger wie Seiltänzer auf den Weg zum Gipfel des Pizzo Bianco (3993m), dessen makelloses Weiß sich hier mit den stürmischen Wolken vermischt, was den Eindruck vermittelt, dass man sich in einer Welt an der Grenze zwischen Himmel und Erde befindet. Dann folgt der letzte Marsch zum Piz Bernina (4048m), dem einzigen 4000er der gleichnamigen Bergkette. Hier erscheint er diskret, indem er die Wolken durchbricht.

Dieses Foto berührt mich aus mehreren Gründen.
Es ist eines dieser bezaubernden und mystischen Bilder, die uns zum Träumen einladen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich diesen Moment festhalten konnte. Alles ist da: der rauchende Grat, der gerade aus einem Frühlingssturm kommt; der Kontrast zwischen dem glitzernden Eis und den schwarzen Felsen; die Epiphanie von Piz Bernina; der ternäre Rhythmus zwischen Biancograt, Pizzo Bianco und Piz Bernina.

Für mich ist dieser Bergkamm wie ein himmlischer oder heiliger Weg; ein Weg, der jedoch nicht ewig existiert, da die globale Erwärmung unaufhaltsam voranschreitet. In einigen Jahrzehnten, so fürchte ich, wird dieses Foto zu einem der letzten Zeugnisse eines Grates werden, der einst noch vom Eis eingeschlossen war. Der Berg verändert sich, die Gipfel verwandeln sich, die klaren Linien verändern sich... und ich hier oben, wer bin ich? ein Fotograf des Chaos, ein Jäger der Wahrheit.