September 2013. Ich begegne zum ersten Mal dem Dent Blanche, einem legendären Berg im Wallis. Eine blitzartige Emotion durchströmt mich. Von diesem himmlischen Tête-à-tête an verändert sich mein Leben für immer. Ich habe nur noch ein Ziel: das von den Elementen geplagte Hochgebirge zu fotografieren und die Anmut seiner vom Wind gebleichten Felswände zu verewigen.

Am Tag vor unserem Treffen beschloss ich, die Grand Mountet-Hütte zu erkunden, die dafür bekannt ist, dass sie sich im Herzen der Kaiserkrone von Zinal befindet. Als Anfänger verlaufe ich mich auf dem alten Pfad, der zur Hütte führt. Obwohl er unpassierbar war, nahm ich ihn und trotzte allen Hindernissen und Schwierigkeiten. Die Zeit vergeht und ich halte durch. Als ich schließlich die Hütte erreiche, wird es dunkel und ich kann die Berge um die Hütte herum nicht erkennen, da sie bereits in Dunkelheit gehüllt sind. Ich ruhe mich ein paar Stunden aus, bevor ich meinen Weg mitten in der Nacht fortsetze. Ich träume davon, hoch oben auf die Gipfel zu blicken, die von den glitzernden Streicheleinheiten des frühen Tageslichts wieder zum Leben erweckt werden.

Doch während ich mich auf den Weg mache, tanzen die Wolken immer wieder um die Dent Blanche. In einem Hin und Her, das sie zu erfreuen scheint, verschlingen sie den Gipfel, bevor sie ihn dem Leben zurückgeben. Mein Herz schwankt mit dem Wind zwischen Zweifeln und Hoffnung. Wird die Natur mir erlauben, ihren schönsten Sonnenaufgang zu bewundern? Werde ich das Glück haben, diesem atemberaubenden Schauspiel beizuwohnen? Die Ungewissheit liegt über meinem Aufstieg, aber ich will trotzdem daran glauben.

Als sich plötzlich vor mir die Dent Blanche enthüllt. Der Mond macht der Sonne Platz und beleuchtet den Berg, der unzugänglich und prächtig ist. Wie der Vorhang sich auf einer meisterhaften Bühne hebt, reißen die Wolken vor meinen staunenden Augen auf. Eine Nebelkrone entflammt den Gipfel. Der Berg ist atemberaubend. Die glitzernden Falten seines königlichen Mantels, seine reinen und so mächtigen Linien. Der Gletscher, der an seiner Nordseite hängt und sich in den letzten 100 Jahren so stark zurückgezogen hat. Von seinen tiefen Verwerfungen bis hin zu seiner furchterregenden Kraft offenbart mir der Dent Blanche bei Tagesanbruch seine Schönheit, majestätisch und ewig.