Willkommen im märchenhaften Reich der Dent Blanche. Die Königin der Walliser Alpen mit ihrer Schneedecke wacht über ihren Hofstaat aus felsigen Herrschern. Ein Universum aus scharfen Gipfeln und zauberhaften Graten, die uns unermüdlich von zukünftigen Besteigungen träumen lassen. Im Vordergrund der Schwarz-Weiß-Aufnahme taucht der Tsa de l'Ano im Licht auf, um uns an sich zu ziehen. Sein Grat führt uns zu den Pointes de Mourti und ihrem Hängegletscher. Unsere Überquerung führt uns dann zum Dent de Rosses und zur Pointe de Bricola. Als plötzlich der Grand Cornier auftaucht, eine beeindruckende Pyramide, die sich auf 3961 m Höhe zwischen dem Val d'Hérens und dem val d’Anniviers erhebt. Seine Ruhe verdankt er den 39 Metern, die ihn von den 4000 Metern trennen, einer Höhe, die von Bergsteigern aus der ganzen Welt so begehrt ist. Dann erscheint sie in der Mitte des Bildes, vor unseren staunenden Augen. Das monströse Blässhuhn durchbricht die Wolken, um den Himmel zu erreichen. In der Ferne huldigen ihr die berühmten Berge von Zermatt: das Matterhorn, das sich zu ihrer Rechten versteckt, und der Breithorn zu ihrer Linken. Der Nebel bedeckt die Gipfel, um ihre unglaubliche Schönheit noch besser zur Geltung zu bringen. Prächtige Dent Blanche, wie kann man dich nicht lieben!

Ich habe diese Aufnahme des Berges im Frühling 2020 gemacht, als der Sturm gerade über die Schweizer Alpen hinweggefegt war und sich bei Sonnenaufgang in Luft auflöste. Ich spürte in mir den Drang, die ergreifende Größe der Dent Blanche festzuhalten. Aber dazu musste ich mich dort befinden, ihr gegenüber, zu genau dieser Jahreszeit, in der die Sonne die Berge auf diese Weise beleuchtet. Damit sich die Reliefs aneinanderreihen und die Aufnahmen ineinander übergehen. Führt unsere Blicke zwischen Licht und Schatten, entlang der Gipfel und bis zur Dent Blanche. Herrscherin über eine Welt, die die Natur dank der Bewegung der tektonischen Platten und der Erosion gezeichnet hat. Hüterin einer Welt, die sich immer schneller verändert. Ich hatte an diesem Morgen das Glück, die unberührten Berge mit ihren letzten Gletschern porträtieren zu können. Doch wie lange werden wir sie noch bewundern können?