An einem Frühlingsmorgen, gerade dem Sturm entflohen, wird die Dent d'Hérens enthüllt sich, mächtiger als je zuvor. Der Berg erreicht eine Höhe von 4173 Metern in den Walliser Alpen, nicht weit vom Matterhorn entfernt. Seine Südseite kann man von Cervinia in Italien aus betrachten. Aber der schönste Ort, um den Dent d'Hérens befindet sich am Ende des Val d'Hérens, an der Grenze zum Zermatter Tal. Von dort aus habe ich diese Schwarz-Weiß-Fotografie gemacht. Von der Spitze des Tête Blanche aus erhebt sich der Berg, grandios und unveränderlich. Der 3710 Meter hohe Tête Blanche ist der letzte Gipfel, den man bei der Überquerung von Chamonix nach Zermatt besteigt. Er bietet eine der schönsten Aussichten in den Alpen. Sein Aufstieg ist sehr lang. Wenn man dann endlich seinen Gipfel erreicht hat, ist die Magie des Schauspiels absolut. Einige Augenblicke der Ewigkeit, die vom Willen der Natur abhängen. Denn oft kommt der Wind auf, es beginnt zu schneien und man muss wieder absteigen.

Im richtigen Moment dort zu sein, um die Pracht eines vom Sturm frisch geformten Hochgebirges zu verewigen, ist also eine Herausforderung. Und ich nehme sie an, ohne zu zögern. Denn die Hoffnung, dieses himmlische Reich noch einmal bewundern zu können, lässt mich vibrieren. Und ich habe das dringende Bedürfnis, Ihnen seine Schönheit zu vermitteln. Mit meiner Kunst von der Macht der Berge und ihrer Zerbrechlichkeit zu zeugen. Das Erbe einer Natur in voller Metamorphose fortzuführen. Jedes Jahr fürchte ich, dass ich die hängenden Gletscher, von denen ich so sehr träume, nicht mehr sehen werde. Solange es sie gibt, fotografiere ich sie also unermüdlich.

An diesem Tag ist die Dent d'Hérens nach einem tagelangen heftigen Sturm wieder in der Sonne. Der Wind hat die Flanken der Nordostseite des Berges weggefegt und der Neuschnee hat die ganze Nacht hindurch seine Wände verputzt. Nachdem der Nebel zerrissen ist, kann er endlich den Himmel sehen. Mir gefällt die Dimension, die der Ferpècle-Gletscher in die Fotografie einbringt. Er funkelt im Vordergrund und lädt unseren Blick ein, durch Seracs, Schnee und Felsen zum Gipfel zu reisen. In einer ständigen Bewegung enthüllt uns der Dent d'Hérens zwischen Licht und Schatten die Tiefen seiner Seele.