La Dent Blanche (4358m) erhebt sich vom Ende des Val d'Hérens in den Himmel, berührt von der Anmut des ersten Herbstschnees, der die Alpengipfel mit einem zerbrechlichen Alabasterschleier überzieht. Diese erhabene Walliser Pyramide richtet ihren Blick auf die fernen Eisflächen: Zu ihrer Rechten zerreißt das Matterhorn (4478 m), dessen Löwengrat zu sehen ist, den Himmel; und zur Linken taucht der imposante Monte Rosa (4553 m) auf, der von einigen rauchenden Wolken verhüllt wird und im Licht erstrahlt. Das Ganze bildet ein perfektes Triptychon.

Das frisch gefallene weiße Gold beginnt, das Mittelgebirge zu erreichen; die Landschaft verändert sich, mein Blick wird neu geboren. Bei jedem Jahreszeitenwechsel entdecke ich diese Welt von oben neu. Dieser erste Schnee, der in dünnen, verstreuten Schichten liegt, zeichnet die Landschaft auf impressionistische Weise neu, wie mit kleinen Kohlepinselstrichen. Vor meinen Augen wird die Natur zum Kunstwerk - und ich? Ich bin hier in der weißen Weite verloren, um den Augenblick festzuhalten. Ich füge nichts hinzu, alles ist da.

Am Fuße des Berges erinnern uns die grauen Moränen, die Überreste einer nunmehr vergangenen Eiszeit, an die Ungeheuerlichkeit dessen, was die Alpengletscher noch vor wenigen Jahrhunderten waren. Der Schnee, der sich mit den Felsen und Gletscherresten vermischt, verleiht diesem Ensemble eine neue Textur. Alle Schattierungen sind vorhanden und drücken sich in einer perfekten Vertikalität aus: Vom Grau der Moränen gelangen wir weiter oben zu den Zebrastreifen der Gletscher mit ihren schrecklichen schwarzen Spalten, die übertrieben offen sind und der Menschheit die Schrecken der Hitzewelle von 2022 entgegenschreien. Dann wandert der Blick zu den steilen Wänden und scharfen Kanten des Dent Blanche. Der Gipfel ist nur schwer zu erreichen. Der Normalweg auf dem rechten Grat verläuft von der Rossier-Hütte aus; der Ferpècle-Grat erhebt sich gegenüber von uns; schließlich können Bergsteiger vom Notbiwak aus, das sich links am Sattel befindet, in der Dunkelheit mit dem Aufstieg über den gefährlichen Nordgrat beginnen.

Dieses außergewöhnliche und seltene Foto ist eine Einladung zu einer Reise in die Vergangenheit.