Vor mir erheben sich die Dents de Bertol, die Wächter der Walliser Alpen. Diese Felsnadeln, die aus zwei verschiedenen Gipfeln bestehen - dem 3 547 Meter hohen Nordgipfel, der mit Skiern nicht erreichbar ist, und dem 3 524 Meter hohen Südgipfel -, überragen stolz die umliegenden Gletscher.

Ich habe tagelang auf diesen Moment gewartet, während ich in der Bertol-Hütte saß und darauf wartete, dass der Sturm nachließ. Der Berg spielt oft mit meiner Geduld und verbirgt seine Pracht hinter seinem Wolkenschleier. Aber an diesem Tag hat er endlich eingewilligt, sich zu enthüllen. Die bedrohlichen Wolken, die noch vom Atem des Sturms gequält wurden, betonten nur die makellose Reinheit des frisch gefallenen Schnees auf diesen steinernen Giganten. Licht und Schatten tanzen auf den scharfen Kanten der Dents de Bertol. Ein anmutiger Walzer, der die Grate formt, die Unebenheiten des Felsens enthüllt und jedes mineralische Detail verherrlicht. Ich liebe diese packende Dualität - die schroffe Rauheit der Felswände gegen die samtige Weichheit der Schneedecken. Ein Kontrast, den nur die Fotografie wirklich in seiner ganzen Tiefe einfangen kann. Die Dents de Bertol erheben sich wie ein von der Zeit geformtes Kunstwerk, eine natürliche Kathedrale, deren Pfeile den Walliser Himmel durchdringen. Ihre scharfen Silhouetten zeichnen sich mit einer messerscharfen, grafischen und packenden Schärfe ab. An diesem Tag spürte ich die rohe Kraft der Berge, diese Urgewalt, die uns an unseren bescheidenen Platz in der Ordnung der Welt erinnert.

Dieses Farbporträt der Dents de Bertol zeugt auch von der zunehmenden Zerbrechlichkeit unserer alpinen Ökosysteme. Diese Gipfel, die ich so sehr liebe, leiden nun unter den Launen eines zunehmend instabilen Klimas. Jede Fotografie wird so zu einem Schatz, zur Erinnerung an einen flüchtigen Moment, in dem sich uns noch das perfekte Gleichgewicht zwischen den Elementen bietet. Mit meiner Kunst versuche ich, diese flüchtige Harmonie einzufangen und zu bewahren, das erhabene Zusammentreffen von Mineral und Himmel für die Ewigkeit einzufrieren.