Ich stehe allein jenseits der Welt und beherrsche das Himmelreich mit meiner übergroßen Pracht. Mit meinem scharfen Gipfel trotze ich der aufgehenden Sonne. Auf der Suche nach dem Absoluten und der intimen Wahrheit. Monumentales Porträt des Eigers, des Herrn des Hochgebirges. Um seinen Gipfel zu erreichen, haben viele Abenteurer ihr Leben verloren. Denn diese jahrtausendealte Pyramide erhebt sich gegen die Winde, um ihr Gebiet zu schützen. Sie befindet sich in den Berner Alpen, im Norden des Alpenmassivs, und bekommt die Angriffe der schärfsten und heftigsten Stürme mit voller Wucht zu spüren.

Um diese wunderschöne Schwarz-Weiß-Fotografie zu machen, flog ich dem Eiger nach dem Sturm entgegen. Wenn der Berg bei Tagesanbruch wieder auftaucht, trägt er einen prächtigen weißen Mantel. Er durchbricht die Wolken und ragt wie eine Haifischflosse aus den Fluten in den Himmel. Mit dieser Luftaufnahme des Eigers wollte ich den Berg aus einem anderen Blickwinkel beleuchten. Ein neuer Blickwinkel, der eine andere Facette seiner Persönlichkeit offenbart. Mächtig und erhaben.

Getragen von einem Wolkenmeer, das einem Traum entsprungen ist, führt der Eiger unseren Blick in die Unendlichkeit. In eine Welt, in der alles wieder möglich ist. Unsere Gedanken schweifen ab, als sich der Nebel allmählich von seinem Grat löst. Von den ersten Sonnenstrahlen beleuchtet, erscheinen neue Details auf den Felsen. Neue Texturen. Zwischen Licht und Schatten verändern sich die Perspektiven und die Fotografie nimmt dreidimensionale Gestalt an. Das Kunstwerk ist lebendig, genährt durch das wechselnde Licht und den Atem des Windes. Damit es immer wieder neu interpretiert werden kann. Denn jeder Tag ist ein neues Abenteuer. Ich empfinde die Fotografie als eine introspektive Reise. Den Eiger auf der Suche nach sich selbst zu betrachten. Als ehrwürdige Majestät lädt uns der Berg dazu ein, uns weiterzuentwickeln. Das Beste aus uns herauszuholen, um zur Entfaltung des Lebens beizutragen und die Schönheit der Welt zu erhalten.