Durch diese Schwarz-Weiß-Fotografie entdecken wir eine fast traumhafte Welt, in der das Eis am Fuße des Mischabel-Doms in der Nähe von Zermatt stille Türme zu errichten scheint. Die wie Wächter aufragenden Seracs zeichnen sich gegen den kontrastreichen Himmel ab und werden von einem kalten und dennoch kristallklaren Licht durchflutet. Feine, vom Wind aufgewirbelte Schneewolken schweben auf halber Höhe und hüllen die Szene in einen ätherischen Schleier.

Auf den ersten Blick erinnert die Komposition an ein Feld von Miniaturgipfeln, die wie Skulpturen wirken, die von der Zeit und den Elementen geformt wurden. Die unregelmäßigen Formen und scharfen Kanten zeugen von der Macht der Naturkräfte: die unaufhörliche Bewegung des Gletschers, das Schmelzen und Wiedergefrieren und der Druck, der von den oberen Schichten ausgeübt wird. Man spürt das zarte Gleichgewicht zwischen der scheinbaren Festigkeit des Eises und der Zerbrechlichkeit dieser Türme, die bereit sind, beim kleinsten Anzeichen von Schwäche zu zersplittern.

Der leichte Nebel, der sich auf der Oberfläche ausbreitet, spielt eine wesentliche Rolle für die Atmosphäre des Bildes. Seine Schwaden, die inmitten dieser Eiszapfen zu tanzen scheinen, verleihen der Landschaft eine fast übernatürliche Dimension. Mit zunehmender Höhe verdeckt der feine Schnee teilweise die Details des Bodens und enthüllt im Kontrast dazu die höchsten Silhouetten der Seracs. Der Effekt ist überwältigend: Man hat das Gefühl, in einem eigenen Reich zu schweben, das zwischen Himmel und Erde hängt.

Das Werk verdankt auch dem Gleichgewicht zwischen Licht und Schatten viel. Die Grautöne passen sich der Vertikalität der Wände an und unterstreichen gleichzeitig die Rauheit und Zartheit des Eises. Wo sich die Sonnenstrahlen ihren Weg bahnen können, glitzert der Schnee in einem fast metallischen Glanz. Im Schatten verschmelzen die Seracs zu dunklen Flächen, die ein noch atemberaubenderes Relief schaffen.

Wenn man diesen eingefrorenen Moment betrachtet, kann man die Kraft und die Poesie des Hochgebirges ermessen. Die Seracs sind trotz ihres unveränderlichen Aussehens das Ergebnis einer langsamen Gletscherbewegung. Sie erheben sich heute wie polare Kathedralen, die kurzlebige Wächter des Tals sind. Morgen kann ein Sturm oder ein milder Sonnentag diese Szenerie verändern und ihre Konturen neu formen.

Mit diesem Bild wollte ich die Komplexität eines lebendigen und sich verändernden Gletschers feiern, wo Nebel, Schnee und Licht allein die Geschichte einer sich ständig erneuernden Natur erzählen. Eine Hommage an die geheimnisvolle Kraft des Dom des Mischabels und die prächtigen Ziselierungen des Eises, die mich immer wieder aufs Neue faszinieren.