Bionassay-Gletscher
Eiskathedrale
Über das Werk
In dem fast makellosen Weiß der Bühne zeichnen sich stellenweise Felsen ab, die einen subtilen Kontrast der Texturen bieten. Große Seracs dominieren die Landschaft, die in unzählige Fragmente zerteilt sind und von einem ständig bedrohten Gleichgewicht zeugen. Auf den ersten Blick könnte man an eine starre Architektur denken. Doch nichts ist so beweglich wie ein Gletscher: Das Eis fließt langsam, Meter für Meter, und seine Brüche verändern sich im Laufe der Jahreszeiten. Irgendwann brechen die Schneebrücken ein, neue Spalten entstehen und das Muster des Gletschers erfindet sich immer wieder neu.
Ich bin immer wieder erstaunt über die seltsame Poesie, die diese Wildnis birgt. Hier passt sich der Schnee der Form der Seracs an und füllt einige Spalten, während das Eis an anderen Stellen seine nackte, dunkle und gestreifte Seite offenbart. Man kann fast die Linien der Schichten erkennen, die von den aufeinanderfolgenden Ansammlungen von Schnee zeugen, der zu hartem Eis geworden ist. Vor unseren Augen wird eine ganze geologische Geschichte geschrieben: Jede Schicht erzählt von einem Winter, einem Sturm oder einer Sommerschmelze. Der Blick auf diese Spalten bedeutet, in der Vergangenheit des Berges zu lesen und die Umwälzungen, denen er unterworfen ist, im Inneren zu spüren.
Das Schwarz-Weiß, das ich besonders liebe, um die Kraft des Hochgebirges darzustellen, verleiht der Landschaft hier einen fast abstrakten Charakter. Die Volumen werden durch das Licht hervorgehoben, und man wechselt von den reinsten Glanzlichtern auf den schneebedeckten Flächen zu den tiefsten Schatten in den Vertiefungen der Risse. Dieses Spiel von Licht und Schatten hat etwas Hypnotisches an sich, wie eine stille Partitur, in der jeder Block, jeder Anschlag seine eigene Note beisteuert. Diese schlichte Farbgebung fördert die Beobachtung von Details, und man nimmt die Feinheit der über dem Abgrund schwebenden Schneebretter besser wahr.
Der Bionnassay-Gletscher hat mich schon immer mit seinem rauen Charakter, seinen steilen Rinnen und seinen imposanten Seracs fasziniert. Als ich mich diesem Gebiet näherte, spürte ich eine Mischung aus Aufregung und Vorsicht: Die Schönheit des Ortes ist den Gefahren, die er birgt, angemessen. Jeder Schritt muss gemessen, jede Schneebrücke abgeschätzt werden, und der kleinste Fehler kann tödlich sein. Dennoch ist es gerade diese Spannung, die die Begegnung mit dem Gletscher so überwältigend macht. Wir betreten ein Reich, in dem der Mensch nur ein flüchtiger Besucher ist, der eingeladen ist, die eisige Majestät zu betrachten und sich an seine eigene Zerbrechlichkeit zu erinnern.
Mit diesem Werk wollte ich die rohe Kraft dieser Szenerie wiedergeben und gleichzeitig die exquisite Zartheit ihrer Konturen andeuten. Zwischen tiefen Rissen und schmalen Kanten wird die Komplexität eines Universums sichtbar, das zwischen scheinbarer Festigkeit und ständiger Bewegung schwankt. Durch diesen Kontrast erinnert uns der Gletscher daran, dass der Berg nicht nur eine unveränderliche Masse ist: Er ist ein lebendiges Wesen, das sich ständig erneuert und dessen Gleichgewicht jeden Moment gestört werden kann.
Ich glaube gerne, dass diese Fotografie sowohl Bewunderung als auch Demut hervorruft. Sie zeugt von der vergänglichen Schönheit einer sich verändernden Natur und fordert dazu auf, sie zu schützen und zu respektieren. Wie eine Kathedrale, die von den Kräften der Erde errichtet wurde, erinnert uns der Bionnassay-Gletscher daran, dass auf den Gipfeln der Welt alles nur Licht, Schatten und Stille ist. Und in dieser Stille flüstert der Berg seine Wahrheit demjenigen zu, der sich die Zeit nimmt, ihm zuzuhören.

Details & Anpassung des Kunstwerks


Kunstdrucke

Limitierte Auflage

Zertifikat und Unterschrift
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