Ich enthülle Ihnen meine erste Fotografie von Grand Combin wie einen Schatz. Wo sich die heitere Seele des Berges mit seiner meisterhaften Wildheit vermischt. Wo die ungestüme Natur uns mit unseren eigenen Grenzen konfrontiert. Denn am Ursprung der Welt hat der Mensch keinen Platz. Er muss warten, bis die Alpen sich beruhigen und die Winde sich von den Höhen des Val de Bagnes entfernen, bevor er darauf hoffen kann, das Combins-Massiv wieder zu betreten. Er muss auf den Moment warten, in dem aus dem Chaos endlich wieder das Licht hervorgeht. Damit seine Träume vom Aufstieg wieder möglich werden.

An diesem Tag im Winter 2012 stelle ich mich dem Sturm, um die Panossière-Hütte zu erreichen. Ich warte stundenlang im strömenden Regen darauf, dass sich der Berg offenbart. Doch als die Nacht hereinbricht, bleibt der Grand Combin unter einem dichten Nebel begraben. Noch bevor die Sonne aufgeht, stehe ich auf und mache mich auf den Weg zum perfekten Standort. Mit hoffnungsvollem Herzen und willigem Schritt habe ich nur ein Ziel: die Pracht des Combin de Grafeneire, Herr von Verbier, festzuhalten. Als sich plötzlich der Nebel verflüchtigt und den Berg freigibt. Bereit, ihn zu erfassen, halte ich den Atem an. Bis die ersten Sonnenstrahlen seine Seracs berühren und seine Flanken streicheln. Bis sie schließlich die Aiguille du Croissant beleuchten, deren wunderschöner Grat uns auf 4313 m Höhe zum Gipfel des Grand Combin führt.

Dann fotografiere ich. In Schwarz und Weiß gekleidet, ist der Berg wunderbar. Zwischen Licht und Schatten zeichnet die Natur ihre mächtigen Linien neu und leitet unseren Blick bis zu seinem Gipfel. Die Reinheit des Schnees, der seine Flanken bedeckt, die Schönheit seines Eises und seines Felsens, die kristallklare Luft, die den Himmel durchdringt. Und der leuchtende Nebel, der von seinem Gipfel aufsteigt und den Alpen die Ehre gibt. Alles in diesem Porträt verströmt die ewige und großartige Seele des Hochgebirges, die mich inspiriert und meine Kunst zum Schwingen bringt.