Hohberghorn
Die Mauer
Über das Werk
Wir befinden uns am Frühlingsanfang im Jahr 2022, und dieser Sturm war der einzige der Saison in diesem Jahr. Dennoch war er nicht weniger intensiv. Die ganze Nacht hindurch heulte der Wind, wirbelte den Schnee auf und drückte ihn gegen die Felswände. Jetzt, bei Tagesanbruch, ist die Atmosphäre wie verwandelt: Ein reiner Schleier liegt über den Gipfeln, der Fels ist unter einer einheitlich weißen Schicht verschwunden, und das Streiflicht betont jedes Detail der Schneeoberfläche. Genau in diesem Moment entschied ich mich, den Auslöser zu betätigen, um die flüchtige Schönheit der friedlichen Berge festzuhalten.
Das Hohberghorn ist über 4200 Meter hoch und Teil des Nadelgrats im Herzen der Walliser Alpen. Aus diesem Blickwinkel erscheint seine Nordostseite fast unwirklich. Die steilen und gleichmäßigen Hänge wirken wie eine riesige, zarte Skulptur aus Eis. Hier und da kann man die Spalten erahnen, die noch vom frischen Schnee bedeckt sind und kaum wahrnehmbare Linien zeichnen. Die Variationen von Grau, Weiß und Schatten erinnern an eine riesige monochrome Leinwand, auf der das Licht die Sensibilität jeder Textur offenbart.
Der Blick wird unweigerlich von der fast hypnotischen Reinheit dieser Schneewand angezogen. Die Kontraste betonen die Ecken und Falten, während das Schwarz-Weiß den grafischen Aspekt der Szene verstärkt. Mir gefällt besonders das Spiel von Hell und Dunkel: Die Nuancen durchdringen sich und bieten ein Schauspiel von großer Schlichtheit, aber nicht ohne Kraft. Während das Auge den Hang entlang wandert, erkennt man das richtige Maß der Natur: Dort, wo der Fotograf nach einem Bild sucht, lebt der Berg gleichgültig weiter und verändert sich.
Im Hintergrund zeichnet sich die erkennbare Form des Matterhorns ab. Obwohl es nicht das Hauptmotiv ist, trägt es wie ein unauffälliger Begleiter zum visuellen Gleichgewicht des Ganzen bei. Es scheint über einem Meer aus Wolken zu schweben, umgeben von gedämpftem Licht. Wer diese Gegend kennt, weiß, dass das Matterhorn ein Wahrzeichen ist, ein Symbol für die Alpen. An diesem Morgen tritt es jedoch fast in den Hintergrund und wird durch das Hohberghorn ersetzt, dessen Präsenz sich mit seltener Intensität aufdrängt.
Dieser Anblick der Gipfel ist in meinen Augen alle Schätze der Welt wert. Jeder Moment ist ein Geschenk: Der Sturm hätte noch länger anhalten oder einen bleiernen Himmel ohne Fluchtmöglichkeit ins Licht hinterlassen können. Stattdessen hat sich die Natur dafür entschieden, uns ein einzigartiges Schauspiel zu bieten, das die wiedergefundene Ruhe des Hochgebirges mit dem Hochgefühl eines wieder klaren Himmels verbindet.
Es ist dieses Paradoxon, das meine Inspiration immer wieder aufs Neue nährt: Der Berg ist nie genau derselbe, und doch bleibt seine Aura unverändert. In dieser Landschaft, die von einem unerwarteten Sonnenstrahl durchflutet wird, enthüllt das Hohberghorn einen Teil seiner Seele. Durch das zarte Weiß des Schnees hervorgehoben, behauptet es sich als zeitloser Riese. An seiner Seite wacht das Matterhorn mit Eleganz und erinnert uns alle daran, dass die Schönheit des Hochgebirges oft aus diesen flüchtigen Erscheinungen entsteht, wenn der Sturm verblasst und ein neuer Tag über dem Reich der Gipfel anbricht.

Details & Anpassung des Kunstwerks


Kunstdrucke

Limitierte Auflage

Zertifikat und Unterschrift
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