Die Dent Blanche steht im Herzen der Schweizer Alpen im Wallis. Ganz in Weiß gekleidet, trägt sie auf dieser Fotografie ihren Namen zu Recht. Die Legende besagt jedoch, dass der Name mit dem Namen des Berges vertauscht wurde. Dent d'Hérens bei der offiziellen Benennung der Berge auf der Dufourkarte.

Der Dent Blanche ist hier von val d’Anniviers aus zu sehen. Seine Nordostseite enthüllt sich, geschmückt mit seinem Hängegletscher, der jedes Jahr unwiederbringlich schrumpft. Wie lange werden wir uns noch an seiner Schönheit erfreuen können? Wahrscheinlich nicht mehr lange.

Wir befinden uns bei Tagesanbruch, am Ende des Winters, und der Gipfel ist mit dem weißen Schleier bedeckt, den der Sturm, der gerade erst vorbeigezogen ist, über seine Wände gelegt hat. Ich mag Berge besonders, wenn sie so ihre ganze Reinheit offenbaren. Wir haben den Eindruck, dass das Weiß ewig währt. In Wirklichkeit ist es jedoch an ganz bestimmte Bedingungen geknüpft. Um den weißen Berg erfolgreich zu fotografieren, muss man mehrmals am Tag das Wetter beobachten und nach Niederschlägen Ausschau halten. Dann muss man beobachten, ob der Himmel aufklart oder nicht, und sich am richtigen Ort befinden, um den perfekten Moment einzufangen, in dem die Gipfel ihre Schönheit entfalten, die durch ihre schneebedeckten Flanken sublimiert wird. Ein paar Minuten später, wenn die Sonne die Berge anstrahlt, ist es bereits zu spät. Der Schnee verwandelt sich und die Magie verschwindet.

In dieser Fotografie wollte ich die Größe der Dent Blanche vermitteln. Durch die Projektion seines Schattens enthüllt er eine neue Persönlichkeit, eine andere Form, nämlich die seiner gegenüberliegenden Seite, die auf dem Bild nicht zu sehen ist. Im Hintergrund reihen sich die Berge aneinander, die Täler überlagern sich. Im Schatten liegt das Val d'Hérens. Dann schweift unser Blick über den Pigne d'Arolla und den Mont Blanc de Cheilon. Dann segeln wir über das Tal von Verbier bis zum Grand Combin. Das grandiose Panorama führt uns schließlich bis zum Mont-Blanc-Massiv an der Grenze zwischen Italien und Frankreich. Diese außergewöhnliche Landschaft öffnet uns die Tür zum weißen und unberührten Reich des Hochgebirges. Es lässt uns träumen und weckt den unwiderstehlichen Wunsch, die kolossalen und bezaubernden Gipfel zu besteigen.