Aus dem Nichts entspringt das Licht, und wenn das Chaos den Himmel überschwemmt, wird der Berg mächtiger als je zuvor wiedergeboren. Er zerreißt die Wolken, so wie er unsere Seele durchdringt. Im Vordergrund dieses fulminanten Werks steht der Jungfrau , der sich siegreich erhebt und nur wenige Meter weiter vom Wengen-Jungfrau unterstützt wird. Zwei Gipfel, die unisono die Größe der Alpen skandieren. Der eine ist aus Fels, der andere aus Eis, sie spielen mit Licht und Schatten, um ihre Präsenz zu festigen. Der Mönch im Hintergrund ist das Echo einer jahrtausendealten Hymne, in der die Berge die Königin und die Natur das Wunder sind. Von diesem berühmten Triptychon der Berner Alpen verbirgt sich nur der Eiger im Nebel, der von dem schrecklichen Sturm verschluckt wurde.

Als die Schweizer Alpen am Mittag von stürmischen Winden heimgesucht werden, beschließe ich, die Jungfrau und den Mönch zu besuchen, die von den Elementen in Mitleidenschaft gezogen werden. An Bord eines Hubschraubers wie auf einem Schiff kämpfen wir gegen Windgeschwindigkeiten von über 120 km/h. Wir stellen uns den wilden Strömungen und versuchen, uns den Gipfeln zu nähern. Manchmal kämpfen wir darum, näher heranzukommen, und hoffen dann, dass wir diese weiß getünchten Kolosse durch die Wolken hindurch sehen können. Nur wenige Sekunden, in denen uns ein verrücktes Versprechen gegeben wird, ein Fenster zur Glut einer unbändigen und großartigen Natur.

Aber der Sturm hält stand und die Operation ist heikel. Wieder und wieder positionieren wir uns neu, trotzen dem Sturm und vertreiben die tödlichen Zweifel aus unseren Köpfen. Bis der Moment kommt. Dieser Moment, in dem sich die Jungfrau und der Mönch vor uns enthüllen, so atemberaubend wie nie zuvor. Aber wird es mir unter diesen extremen Bedingungen gelingen, sie zu fotografieren? Wird es mir gelingen, ein scharfes Bild zu machen, wenn ich von den Winden hin und her geworfen werde? Wird es mir gelingen, die Wolken perfekt zu fokussieren? Als ich wieder auf die Erde zurückkehre, sehe ich mein Werk. Und während ich die Schönheit der Welt betrachte, überkommt mich ein Gefühl der Ergriffenheit. Das ist das Bild, das ich schaffen wollte, die Empfindungen, die ich vermitteln wollte. Die Kraft und die Pracht dieser märchenhaften Berge der Berner Alpen. Königliche und universelle Erscheinung, deren abstrakte Schönheit uns über uns selbst hinaushebt. In ferne Länder, die uns mitten ins Herz treffen. Zu feurigen Paradiesen, die uns für immer erwecken.