Ich befand mich am Fuße des Monte-Rosa-Massivs, als ich dieses wunderbare Panorama der Walliser Alpen aufnahm. Für den Spätsommer waren starke Niederschläge angekündigt. Aber in den Bergen ist nichts sicher. Die Vorhersagen ändern sich schnell und die Schneefälle sind manchmal sehr lokal begrenzt. Auf dieser Schwarz-Weiß-Aufnahme sind einige Gipfel reichlich weiß gefärbt, während andere kaum Schnee haben. Ich bin mehrmals zur Monte-Rosa-Hütte aufgestiegen, in der fieberhaften Hoffnung, die schönsten Berge der Alpen in frischem Weiß verewigen zu können. Leider gelang es mir nicht. Am dritten Tag, als der Himmel aufklarte, zeigte mir die Natur endlich ihre absolute Schönheit. Es war noch dunkel und ich konnte die Pracht der Landschaft nur erahnen. Ich stellte meine Kamera auf ein Stativ und dank der längeren Belichtungszeit waren die Berge, die man mit bloßem Auge nicht sehen konnte, plötzlich auf dem Bild zu sehen. Auf dem Bild konnte man das Unsichtbare bewundern, die Seele der Gipfel, die gerade erst den Sturm überstanden hatten.

Die Schönheit der Fotografie liegt in diesem Gletscher, der uns im Vordergrund einfängt und uns bis zum Gipfel der Kaiserkrone von Zinal trägt. Diese unglaubliche Kurve verleiht dem Werk Tiefe und lenkt unseren Blick auf das berühmte Matterhorn, die Dent d'Hérens, die Dent Blanche und dieObergabelhorn, die den Horizont beherrschen. Die weichen Kontraste, die das Nachtlicht bietet, heben die Größe des Berges und die Reinheit des Schnees, der auf die Gipfel gestreut wurde, hervor.

Sehen Sie das fabelhafte Wolkenmeer, das zwischen den Gipfeln segelt. Der Nebel hängt über der Moräne, die früher die maximale Höhe der Gletscher markierte. Jetzt sind die Gletscher nur noch mehrere hundert Meter tiefer zu sehen, viel dünner und zerbrechlicher. Die Panoramafotografie verdeutlicht also die Geschwindigkeit, mit der sich das Hochgebirge unwiderruflich verändert. Sie stellt zwei Gesichter einer Natur gegenüber, die sich durch die globale Erwärmung völlig verändert hat. Auf ein und demselben Bild bewundern wir ihre gegenwärtige Schönheit und träumen von der Präsenz, die sie vor hundert Jahren hatte. Ein erschütterndes Zeugnis einer verstümmelten Natur, die uns mit einem Seufzer des Nebels einen Blick auf ihre blühende Vergangenheit gewährt. Eine bewegende Reise durch die Zeit.