Nadelhorn
Flucht aus den Wolken
Über das Werk
An diesem Tag gab sich der Berg nach und nach, fast widerwillig, zu erkennen. Die noch immer heftigen Winde wirbelten den Neuschnee auf und bildeten seltsame Schwaden, die das Licht einfingen und die Landschaft verwandelten. Plötzlich durchbrach ein Sonnenstrahl den Sturm und beleuchtete die Flanken des Nadelhorns; in diesem Moment entstand die Szene, die Sie hier sehen. Das makellose Weiß des Hangs wirkte fast unwirklich, als wäre der Berg mit einer Schicht Elfenbein überzogen, die unter der Liebkosung eines himmlischen Scheinwerfers leuchtet.
Die Komposition hebt die vom Sturm geprägten Kontraste hervor: Rechts erinnert die von den Böen geformte dicke Schneeschicht an die rauen Bedingungen, während links die teilweise verhüllte Lenzspitze dem Bild ein Gefühl von Tiefe einhaucht. Dieses Nebeneinander von Sichtbarem und Unsichtbarem bildet den Kern des Werks: Das Hochgebirge bestimmt hier seinen Rhythmus, und nur eine kurze Verschnaufpause im Sturm ermöglicht es unserem Blick, seine Erhabenheit zu erfassen. In diesem flüchtigen Hell-Dunkel ist das Auge eingeladen, der Kammlinie zu folgen, auf den spitz zulaufenden Graten zu verweilen und die zarte Textur des Schnees zu betrachten, der mit Licht und Schatten spielt.
Ich mag es, diesen schwebenden Moment einzufangen, in dem die Natur noch zwischen Chaos und Ruhe zögert. Die Feinheit der Schneeschichten, die Zeichnung der Gletscherspalten unten, alles trägt dazu bei, an die Zerbrechlichkeit dieses hochgelegenen Lebensraums zu erinnern. In einem Augenblick können sich die Wolken wieder schließen und die Szene in einen gleichmäßigen Nebel tauchen. Genau diese Spannung, dieses prekäre Gleichgewicht, versuche ich durch meine Fotografien zu vermitteln. Das Schwarzweiß unterstreicht die dramatische Atmosphäre und konzentriert unsere Aufmerksamkeit auf die Konturen und Volumen, anstatt auf die vom Sturm verflogenen Farben.
Aus dieser intimen Konfrontation zwischen dem Objektiv und dem Berg entsteht ein schwer zu beschreibendes Gefühl, das sowohl aus Verwunderung als auch aus Demut besteht. Vor dem Nadelhorn und der Lenzspitze fühlte ich mich als Zeuge eines seltenen Schauspiels: der Befreiung eines Gipfels von seinem Nebel, der bereit ist, den Himmel für einige Augenblicke herauszufordern, bevor er wieder in ihn eintaucht. Das Streiflicht, das gleichzeitig sanft und gebieterisch ist, verleiht der Szene eine fast heilige Aura, als ob der Gipfel selbst in einem stillen Gebet zu den Höhen aufsteigen würde.
In den Jahren, die ich in den Bergen verbracht habe, ist mir oft bewusst geworden, wie sehr das Unerwartete das Wesen der großen Höhe ausmacht. Stürme formen unaufhörlich die schneebedeckten Flanken, zeichnen die Hänge und Vorsprünge neu und erinnern uns daran, dass die Berge nie stillstehen. In diesem Werk wirkt das Nadelhorn wie verjüngt, vom letzten Sturm geläutert und bereit für den nächsten Windstoß, der seinerseits jedes Gleichgewicht erschüttern wird. Die Alpen, die sich ewig bewegen, überraschen und inspirieren uns immer wieder aufs Neue und ziehen uns mit auf eine unermüdliche Suche nach dem magischen Moment, in dem die Natur endlich ihr zeitloses Gesicht enthüllt.

Details & Anpassung des Kunstwerks


Kunstdrucke

Limitierte Auflage

Zertifikat und Unterschrift
DIE Vorschläge von Thomas Crauwels
Wenn Ihnen Échappée Hors des Nuages gefallen hat, laden wir Sie ein, diese Werke zu entdecken :