Die Nordwand desObergabelhorn thront auf über 4060 m am Ende des Val d'Anniviers, neben dem Dent Blanche und dem Zinalrothorn. Dieser symbolträchtige Gipfel der Region zeigt sich durch diese Aufnahme in seiner ganzen Pracht und Herrlichkeit.

Dieses Foto ist das erste, das ich von dieser perfekten Walliser Pyramide gemacht habe. Es entstand an einem Tag im Herbst 2013 und weckt Erinnerungen an eine Zeit, in der das Bergsteigen für mich noch eine ferne und unbekannte Welt voller Geheimnisse war... eine Zeit in meinem Leben, in der die bloße Tatsache, die winzigen schwarzen, in der Unendlichkeit des Weiß verlorenen Silhouetten dieser Eroberer des Unnützen, die sich tapfer zu ihrem Ziel erheben, zu beobachten, in mir Bewunderung und Faszination erweckte. Die Anwesenheit einiger Wolken, die sich an die klaren Linien des Berges schmiegten, erschien mir von unglaublicher poetischer Kraft: die Vision einer perfekten Gemeinschaft zwischen Himmel und Erde. Für den Fotografen war es eine transzendente Szene, für den erfahrenen Bergsteiger ein beängstigendes Signal der Rückkehr: Wenn der Himmel sich trübt, verlassen die Menschen das Reich der Götter.

Als ich später selbst den Berg bestieg, offenbarte sich mir der Berg in all seinen Formen. Was istObergabelhorn? Scharfe, grafische Streifen; kompromisslose, reine Linien; steile Bergkämme; eine mystische, bezaubernde Nordseite in makellosem Weiß, die sich mächtig in den Himmel erhebt und mit den schwarzen Abgründen der Felskämme kontrastiert.

Seitdem hat sich der Berg schnell verändert. Die Bedingungen sind nicht mehr die gleichen. Die Hängegletscher und Seracs sind fast verschwunden; einige schwarze Felsen haben die weiße Rüstung der Wand durchbrochen, da das Eis unwiderruflich schmilzt.