Die Nordwand desObergabelhorn scheint hier die Welt zu beherrschen. Diese mythische Seite der Schweizer Alpen ist von val d’Anniviers aus zu sehen. Der Walliser Berg steht wie eine Festung an der Grenze zwischen diesem Tal und dem Tal von Zermatt.

Um dieses himmlische Porträt zu erstellen, musste ich nachts aufbrechen und eine lange Wanderung durch die verschneiten Wege unternehmen. Ich brauchte sechs lange Stunden der Anstrengung, um den Aussichtspunkt zu erreichen, den ich suchte. An diesem Tag mussten mehrere Personen umkehren, weil so viel Schnee fiel. Während ich zu dieser Jahreszeit normalerweise mit Turnschuhen durch die Berge wandere, musste ich die Skier anschnallen, um ans Ziel zu gelangen. Dabei war es doch erst Juni. Doch in diesem Frühjahr 2016 waren die Niederschläge besonders intensiv und brutal.

Ich hatte großes Glück, dass es mir gelang, so viel Schönheit festzuhalten. Dazu mussten alle Wetterbedingungen stimmen. Auf dieser wunderschönen Aufnahme wird die imposante Gletscherseite desObergabelhorn durch die außergewöhnliche Qualität seiner Schneedecke sublimiert. Der Schnee hält sich an den Wänden fest, ohne dass der Wind ihn angreifen kann, und verleiht dem Berg einen unvergleichlich faltigen Himalaya-Schmuck. Diese extreme Reinheit der Berge ist leider nur noch eine ferne Erinnerung. Der Schnee weicht jedes Jahr mehr und mehr den Felsen, die die von der globalen Erwärmung zunehmend betroffenen Reliefs verlassen. Der leichte Wolkenschleier, dessen Schatten sich auf dem Berg abzeichnen, verleiht ihm schließlich eine unglaubliche Präsenz. Dieses Spiel mit gedämpftem Licht verstärkt die mystische Schönheit und Erhabenheit dieses Alpenkolosses.

In einem einzigen magischen und unwirklichen Moment hatten sich all meine Bemühungen gelohnt. In dem Moment, in dem ich diese Aussicht realisierte, wurde mir die Bedeutung des Schauspiels, das die Natur mir bot, bewusst. Ich wusste, dass sie zu einem meiner schönsten Werke werden würde, so intensiv war der Moment und so stark die Verbindung mit dem Berg.