Wir stehen vor dem Piz Roseg (3935 m), im Osten der Schweizer Alpen, im Engadin, im Berninamassiv. Das Gletscherdreieck der Scheekuppe bietet uns hier ein grandioses Schauspiel: Inmitten von Bergen über 3000 m erstrahlt dieser Gipfel hier im Frühling nach dem Sturm. Das Eis ist trotz des beschleunigten Abschmelzens zwischen 2500 und 3000 m noch deutlich vorhanden. Was wird aus diesem Berg in den nächsten zehn oder zwanzig Jahren werden? Eines ist sicher: 3000 m hohe Gipfel mit Eiskappen werden in Zukunft immer seltener werden. Dieses Kunstwerk ist daher eine Hommage an die Pracht dieser Eisriesen, die wir im Moment noch genießen können. Die Zeiten werden sich ändern und die Ästhetik dieses Berges wird sich neu konfigurieren. Dieses Werk ist die Erinnerung an eine Zeit, die sich bereits im Wandel befindet.

Mir gefällt besonders der Kontrast, den diese Fotografie zwischen Licht und Schatten bietet. Die ersten Sonnenstrahlen beenden die Herrschaft der Finsternis. Es folgt die Wiedergeburt der Welt. Der Grat glänzt wie ein Diamant und der Gipfel umarmt den Himmel. Der Berg erwacht. Die strahlenden Formen seiner Jahrtausende alten Hängegletscher können uns nur in Staunen versetzen. Unbestreitbar ist diese Pyramide aus Fels und Eis ein Traum für jeden Bergsteiger. Aber der Aufstieg ist anspruchsvoll und wie jeder Gipfel muss er verdient werden.

Als ich dieses Foto machte, herrschte eine hypnotische Stimmung. Ich wusste nicht, ob der Schnee auf den Bergen liegen bleiben oder nach unten fallen und das Eis freilegen würde. Das Endergebnis ist grandios und komplex: Die sanften Hänge sind mit einer Schneedecke bedeckt, während weiter oben die steilen, windgepeitschten Hänge unglaubliche Details offenbaren. Unten erinnern mächtige Seracs die Abenteurer der Oberwelt daran, dass sie angesichts der Macht der Natur demütig bleiben müssen.