Betörende Eisflammen entlang des Unteren Theodulgletschers, des berühmten Gletschers im Zermatter Tal in den Schweizer Alpen. Über ihm erhebt sich das Klein Matterhorn / Petit Cervin 3883 Meter über dem Meeresspiegel. Wenn ich mich auf den Weg zu meinen Lieblingsgipfeln mache, betrachte ich diesen Gletscher. Als Bergporträtistin fällt es mir jedoch schwer, Abstraktes zu verewigen, wenn es keine besonderen Emotionen auslöst. Ich erwartete vom Unteren Theodulgletscher, dass er mir dieses besondere Gefühl vermittelt, diese flammende Schönheit einer Natur, die mich in Staunen versetzt. Dieses gewisse Etwas, das mich in Schwingung versetzt und mich weit über den Berg und seine Gletscher hinaus reisen lässt. Nur dann hätte meine Fotografie einen Sinn, als Zeuge des Reichtums des Reichs des ewigen Schnees.

28. Dezember 2017. Die Nacht bricht an. Die Welt lebt im Rhythmus der Feierlichkeiten. Die Lichter leuchten im Tal und der Berg schläft ein. Ich bin mit meiner Begleiterin allein dort oben. Eine eisige Kälte frisst uns auf. Minus 20 Grad Celsius. Wir haben uns in die Gandegghütte auf 3028 m Höhe geflüchtet. Wir kuscheln uns unter die Decken und warten. Die letzten Sonnenstrahlen weichen einer immer stärker werdenden Kälte. Meine Fotoausrüstung ist schwer zu handhaben. Meine Kamera weigert sich zu fokussieren und mein Stativ beginnt zu frieren. Aber da ist es, das Licht, das mich anzieht. Es spiegelt sich in den Gletscherspalten und formt den Gletscher. Ein märchenhaftes Bild, das ich festhalten muss. Also mache ich mich auf den Weg. Ich versuche mein Glück. Um dieses Licht einzufangen, belichte ich lange, während meine Kamera auf einem Stativ befestigt ist. Und da ist es, das Foto, von dem ich so lange geträumt hatte. Faszinierende Schönheit, die aus der Verschmelzung der Elemente entsteht. Die Seele des Unteren Theodulgletschers endlich enthüllt. Durch weiche, silberne Kontraste hebt das Bild seine Spalten hervor. Getragen von einer außergewöhnlichen Grafik, erzählt uns das Werk die tausendjährige Geschichte dieses Eisriesen.