Wir stehen vor der gewaltigen Nord- und Nordostwand des Weisshorns (4505 m). Diese imposante Pyramide trennt das Val d'Anniviers vom Zermatter Tal und richtet ihren Blick auf den blauen Horizont. Dieser mythische Gipfel der Walliser Alpen überragt die imperiale Krone von Zinal.

Der Grat reißt den Himmel auf, zwischen Licht und Schatten, kurz nach dem Sturm. Der Himmel beruhigt sich, eine letzte kleine Wolke wirbelt wild um das Gipfelkreuz herum. Der Grat ist eine klassische Route der Schweizer 4000er; sie wird sogar als eine der schönsten Touren der Alpen eingestuft. Die Route ist von Natur aus anspruchsvoll, wird aber Jahr für Jahr härter, da das Eis schmilzt und an einigen Stellen gemischte Abschnitte zwischen Fels und Schnee aufweist. Diesen Gipfel muss man sich verdienen; ich hatte das Glück, ihn zu betreten, nachdem ich den Großen Gendarmen passiert hatte, der den Zugang ungerührt versperrt. Das Weisshorn ist eine verhängnisvolle Schönheit, deren erhabene Seracs aufgrund der tödlichen Gefahr, die sie für die winzige Gemeinde Randa darstellen, die unterhalb des schlafenden Eisriesen liegt, aufmerksam überwacht werden.

Dieses Foto enthüllt ein Quartett von Viertausendern: das scharfkantige Weisshorn; das Matterhorn, der unbestrittene Herr der Alpen; das Ober Gabelhorn mit seiner extrem steilen Nordwand; und die Dent d'Hérens, ein perfekter Diamant. Diese Gipfel der Oberwelt übertreffen sich gegenseitig in ihrer Schönheit. Sie reihen sich hier aneinander, ergänzen sich und bilden ein Ganzes: Das ist die Seele des Wallis, zeitlos, unvergleichlich. Schließlich, um dieses Bild abzuschließen, empfängt der Liskamm die letzten Strahlen des großen, sterbenden Sterns.