Auf einem Bett aus Wolken erwacht das Hochgebirge zum Leben, gekleidet in blendenden Schnee. Dieses grandiose Panorama eines von den Winden der Nacht gebleichten Königreichs nimmt uns mit auf den Gipfel der Walliser Alpen. Unsere Reise beginnt auf dem Brunegghorn, bevor sie in über 4000 m Höhe auf dem Gipfel des Bishorn fortgesetzt wird. Der Blick wird von seiner außergewöhnlichen Statur angezogen und wir erreichen den Gipfel des Weisshorns, einer majestätischen Pyramide aus Fels und Eis. Am Horizont schließlich erreichen wir die Gipfel der beiden Königsberge Zinalrothorn undObergabelhorn, die Kronjuwelen von Zinal.

Unter dem funkelnden Schimmer des Tageslichts reihen sich die Berge aneinander, die Grate sind miteinander verflochten. Seracs, Gletscher und ineinander verschlungene Felsen verleihen diesem Werk eine erhabene Seele. Aus großzügigen Kurven mit scharfen Punkten entsteht ein unveränderliches und tiefgründiges Bild. Im Spiel von Licht und Schatten offenbaren mir die Alpen ihre flüchtige Anmut. Dann, in einem Atemzug, fotografiere ich sie. Auf der Suche nach dem perfekten Winkel, dem schönsten Aussichtspunkt. Aus dieser Ekstase vor der Unermesslichkeit heraus verewige ich das Weisshorn und die benachbarten Gipfel.

Jenseits des Nebels scheint die Zeit stillzustehen. Ein unerschütterliches Reich der Reinheit. Doch wenn wir dem Hochgebirge unser Ohr leihen, wenn wir einen aufmerksamen Blick auf es werfen, dann sehen wir, dass es sich verwandelt. Sein Fels zerbröckelt, sein Schnee schmilzt. Seine Spalten öffnen sich, seine Seracs stürzen ab. Seine Gletscher ziehen sich unaufhaltsam zurück. Denn die Berge verändern sich, so wie wir wachsen. Sensibel für das Leben, verwundbar für die Welt. Die Alpen entgleiten uns und müssen sich eines Tages neu erfinden, um unsere Kinder an ihren verletzten Flanken aufzunehmen. Solange es also noch möglich ist, widme ich mich mit Leib und Seele der Erhaltung des Hochgebirges, so wie ich es liebe. Ich fotografiere es immer wieder, als ob ich ihm eine weitere Ewigkeit schenken wollte.