Die für ihre Aquarelle bekannte Malerin Silvia De Bastiani pflegt einen subtilen Dialog mit der Natur, die sie zutiefst bewundert. Seit ihrer Kindheit ist sie von der Kunst begeistert und bewegt sich sensibel zwischen Abstraktion und Figuration, um die Schönheit der Landschaften besser zu enthüllen. Der direkte Kontakt mit den Bergen, den Felsen und den Elementen nährt ihre Inspiration; das Malen im Freien bietet ihr diese intime Verbindung, die sie ständig sucht. Begegnung mit einer Künstlerin, die durch ihre Meisterschaft in der Aquarellmalerei die Berge in ihrer ganzen zerbrechlichen und bewegenden Pracht feiert.
Die Kunst von Silvia de Bastiani: Eine unerschütterliche Leidenschaft für Aquarellmalerei
Wenn man sich Ihren Werdegang ansieht, kann man sagen, dass Sie eine geborene Künstlerin sind. Können Sie uns mehr über Ihre Leidenschaft für die Kunst erzählen?
Malen und Zeichnen waren schon immer meine Leidenschaften. Als Kind versteckte ich mich auf dem Dachboden, um Fotos und Illustrationen in Büchern neu zu zeichnen. Im Alter von etwa 13 Jahren besuchte ich meine ersten Malkurse.

Sie haben sich auf Aquarellmalerei spezialisiert. Was ist der Ursprung Ihrer Leidenschaft für Aquarellmalerei? Was hat Sie zu dieser Maltechnik hingezogen?
Aquarell ist eine praktische und schnelle Technik, die wenig Material erfordert und sich leicht an die Arbeit im Freien anpassen lässt. Die Farben sind mineralischen und pflanzlichen Ursprungs und entsprechen den Farben, die man in der Natur findet. Am meisten fasziniert mich jedoch die Begegnung der Farbe mit dem Wasser und dem Papier. Die Pigmente vermischen sich mit dem Wasser und erzeugen einen Tanz von Tropfen, den die Hand orchestrieren muss, bevor das Wasser unwiderruflich in das Papier eindringt. Die Reinheit des Wassers trifft auf die Zerbrechlichkeit des Papiers und erinnert an die Verletzlichkeit der Natur.
Sie bewegen sich an der Grenze zwischen Figuration und Abstraktion. Wie treffen Sie die Entscheidung, weiter in die Abstraktion zu gehen oder der Figuration treu zu bleiben?
In meiner Arbeit gibt es eine sehr subtile Linie zwischen figurativ und abstrakt. Meine Werke sind nie fotografisch, auch wenn man die Landschaft immer erkennen kann. Die Zeichnung nimmt allmählich Gestalt an, ohne klare Konturen, durch Überlagerung von Farbschichten, die nach und nach Schatten, Licht, Formen und Volumen enthüllen. Diese Orientierung wird durch meine Beobachtung im Freien bestimmt. Manchmal ist es die Geschwindigkeit der Ausführung, manchmal die Komposition oder die Reihenfolge, in der ich die verschiedenen Farbschichten übereinander lege, oder auch der Blickwinkel, die meine Entscheidungen beeinflussen und meinen Pinsel in Richtung mehr oder weniger Abstraktion lenken.

Silvia de Bastiani und die Berge: Von der Intimität zum Absoluten
Sie thematisieren regelmäßig Berglandschaften. Was symbolisieren die Dolomiten und die Alpen für Sie?
Meine Liebe zu den Bergen ist in erster Linie eine intime, bevor sie zu einer künstlerischen Erfahrung wird. Ich bin in den Dolomiten geboren und lebe dort. Der Berg ist meine Natur, er lädt mich jeden Tag ein, mich zu erheben, den Gipfel zu erreichen, weiter zu schauen. Die Berge nähren meine Suche nach Schönheit und Verwunderung: Einen Felsen zu berühren oder den Duft von Moos zu riechen, sind Erfahrungen, die den Geist pflegen, die Sensibilität verfeinern und meine Malerei bereichern.
Sie malen die meiste Zeit im Freien. Ist es nicht eine Herausforderung, mit den Wetterbedingungen umzugehen, die in den Bergen manchmal extrem sein können?
Das Malen im Freien ist eine Erfahrung, die alle Sinne anspricht. Der Wind wirbelt die Papierbögen auf, die Kälte lässt die Farben dicker werden und die Hände erfrieren, die Sonne blendet die Augen. Doch diese Einschränkungen bereichern die Malerei um eine lebendige, unvorhersehbare Dimension. Ich erlebe jeden Augenblick intensiv, mit der Müdigkeit des Augenblicks, der Anspannung des Pinselstrichs, der schnell dem Licht folgen muss. Ich brauche eine sehr hohe Konzentration, um all diese Empfindungen auszuhalten.

Was empfinden Sie, wenn Sie in den Bergen malen?
Sich vor einem Gipfel niederzulassen und ihn lange zu beobachten, um ihn zu malen, ist eine sehr kraftvolle Erfahrung. Es ist, als würde man jemandem eine, zwei oder drei Stunden lang in die Augen schauen. Es entsteht eine tiefe und intime Verbindung, die nach und nach all die Details offenbart, die auf den ersten Blick nicht sichtbar sind. In dieser Beziehung höre ich auf, als Zuschauer vor dem Berg zu stehen, und werde selbst zum Berg.
Ihre Werke sind oft von einer kontemplativen Atmosphäre geprägt. Welchen Stellenwert haben Stille und Einsamkeit in Ihrem künstlerischen Prozess?
Die Alpen sind ein Raum der intimen Erkundung, der Kontemplation. Diesen Raum finde ich in meinen Aquarellen wieder. Ich kann stundenlang vor einem Gipfel sitzen, allein und in der Stille. Die Stille, die in den Bergen eine wunderbare Symphonie ist, die vom Wind gewebt wird. Ein kraftvoller und regenerierender Klang, der meine innere Stimme mit der Stimme der Natur in Einklang bringt. Die Einsamkeit ist keineswegs eine Isolation, sondern eine Gelegenheit, die Wahrnehmung für sich selbst, für Zeit und Raum zu schärfen. In dieser fruchtbaren Ruhe entstehen meine Werke.

Angesichts der globalen Erwärmung: Silvia de Bastianis Zeugnis durch ihre Kunst
Sie haben kürzlich an der Ausstellung "Postglacial Landscapes" im Zusammenhang mit der Problematik des Klimawandels teilgenommen. Was empfinden Sie angesichts dieser sich verändernden Landschaften?
Das Malen von Gletschern ist eine echte technische Herausforderung, da man mit Aquarellfarben kein Weiß malen kann, das nur durch das unbedruckte Papier bewahrt wird. Ist das Weiß einmal verloren, kann es nicht wiedergewonnen werden. Diese technische Besonderheit steht in starkem Widerspruch zur aktuellen Situation: Was wir durch die globale Erwärmung verlieren, ist unwiederbringlich verloren, ebenso wie das makellose Weiß des Papiers.
Welche Verantwortung trägt ein Künstler Ihrer Meinung nach angesichts der aktuellen Umweltprobleme?
Kunst ist ein mächtiges Kommunikationsmittel, das jedem ohne besonderen Zugangsschlüssel zugänglich ist. Der Künstler trägt daher eine große Verantwortung für die Verbreitung einer Botschaft. Es liegt an ihm, zu entscheiden, ob er eine Überlegung, einen Zweifel oder sogar eine Provokation vermitteln möchte.

Zum Abschluss unseres schönen Austauschs möchte ich Ihnen eine letzte Frage stellen. Welche Emotionen oder Überlegungen möchten Sie mit Ihren Werken beim Betrachter wecken?
Ich glaube, dass Kunst die Kraft hat, Träume zu erschaffen. Ich möchte auch glauben, dass meine Malerei vermitteln und lehren kann, dass Schönheit existiert. Wenn sie kultiviert und wahrgenommen wird, wird sie zu diesem unverzichtbaren Funken, der uns träumen lässt.
Silvia De Bastiani bringt die Betrachter weiterhin dazu, im Rhythmus ihrer Inspiration zu träumen. Ihre innige Verbindung mit den Bergen fasziniert und eröffnet ihr immer wieder neue Wege an den Grenzen der Aquarellmalerei. Zwischen Figuration und Abstraktion offenbaren ihre Werke die wilde Schönheit der Alpenlandschaften und wecken in jedem von uns eine poetische und tiefe Kontemplation.